Wohnheimplatz für 16-jährigen seelisch und geistig behinderten Jungen vom Träger gekündigt / Assistenz- und Fachkräfte für ambulante Betreuung dringend gesucht
Schleiz. Das Landratsamt des Saale-Orla-Kreises und der Behindertenverband Saale-Orla-Kreis e.V. stehen aktuell vor einer großen und außergewöhnlichen Herausforderung. Für die ambulante Betreuung eines 16-jährigen geistig und seelisch behinderten Jugendlichen wird dringend nach engagierten und motivierten Unterstützern gesucht.
Der Junge hat bisher eine intensive Betreuung in einer heilpädagogischen Wohnstätte für Kinder und Jugendliche im Landkreis genossen, nun wurde der Wohnheimplatz aber vom Träger zum Ende dieses Monats gekündigt. Seit Wochen ist ein Team aus dem Jugendamt des Landratsamtes seither auf der Suche nach einem neuen Wohnheimplatz für den Jungen. Deutschlandweit wurden über 160 Einrichtungen angeschrieben – leider blieb jede Anfrage ohne Erfolg. Die Verzweiflung bei allen Beteiligten ist groß.
Nachdem die Unterbringung in einer adäquaten und auf die Bedürfnisse des Jugendlichen zugeschnittenen Wohnform unmöglich scheint, ist derzeit der letzte noch verbliebene Ausweg die Anmietung einer Wohnung. Dort muss er jedoch rund um die Uhr betreut werden, sobald er am Nachmittag von seinem Schulbegleiter aus der Schule gebracht wird. Für diese Betreuung wird dringend noch nach Unterstützung gesucht. Gesucht werden sowohl Fach- als auch Assistenzkräfte. Eine Vergütung wird auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung, eines sog. Minijobs, oder auch als feste Anstellung beim Behindertenverband Saale-Orla-Kreis e.V. gewährleistet.
Der Junge ist als Kind eines Auswanderer-Paares in Südamerika geboren. Als sich vermutlich nach einer Erkrankung erste Anzeichen der kognitiven Beeinträchtigung bei ihm zeigten, brachten ihn die Eltern zurück nach Deutschland. Hier konnte er nach einem Klinikaufenthalt in einer heilpädagogischen Wohnstätte untergebracht werden. Nach knapp zwei Jahren wanderten die Eltern wieder nach Südamerika aus und ließen ihren neunjährigen Sohn allein zurück. Seither lebt er gänzlich ohne Familie im Saale-Orla-Kreis. Alle Versuche Kontakt zu den Eltern aufzunehmen blieben erfolglos. Seit 2017 befindet er sich nun in staatlicher Obhut.
Tagsüber geht er zur Schule – er geht gern zur Schule, liebt es, baden zu gehen, im Auto gefahren zu werden, dabei die vorüberziehenden Landschaften zu bestaunen und auf seiner Musik-Box Lieder zu hören. Aufgrund seiner geistigen Behinderung ist er jedoch sehr stark in seiner Kommunikation eingeschränkt. Er lebt auf dem geistigen Niveau eines Kleinkindes und das im Körper eines heranwachsenden Jugendlichen – was nicht immer ohne Konflikte zu bewältigen ist. Diese besondere Betreuungsaufgabe kann durch unterschiedliche Kompetenzen geleistet werden – durch Fachwissen und Erfahrung, aber auch durch Empathie, ein offenes Herz und die Bereitschaft, individuell auf die Bedürfnisse des Jugendlichen einzugehen, der in seiner Lebenswelt besonders ist.
Personen oder Einrichtungen, die dem Jungen helfen möchten, werden gebeten, sich an den Fachdienst Frühe Hilfen und Inklusion im Landratsamt des Saale-Orla Kreises oder an den Behindertenverband Saale-Orla-Kreis e.V. zu wenden.