Die bevorstehende Schließung der Sternbach-Klinik in Schleiz ist ein schmerzhafter und schwer zu akzeptierender Einschnitt für den Saale-Orla-Kreis, der mich auch persönlich sehr bestürzt. Das Krankenhaus hat für den gesamten Landkreis nicht nur eine wichtige medizinische, sondern auch eine große gesellschaftliche Bedeutung. Bedauerlicherweise lässt sich die Schließung aufgrund der desolaten finanziellen Situation nicht mehr abwenden.
Leider wurden mir die Zahlen, die zeigen wie dramatisch die Situation tatsächlich ist, erst in der vergangenen Woche zur Verfügung gestellt. Monatlich stehen sich Einnahmen von 1,5 Millionen Euro und Ausgaben von 2,1 Millionen Euro gegenüber. Die Klinik fährt also einen monatlichen Verlust von 600.000 Euro ein. Das ist rund ein Drittel des gesamten Umsatzes.
Angesichts dieser Dimensionen und der Tatsache, dass es keinerlei Aussicht auf eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit gibt, ist eine Übernahme des Krankenhauses in kreiseigene Strukturen nicht vertretbar. Eine Übernahme hätte keine nennenswerten Einspareffekte und der Saale-Orla-Kreis ist auch nicht in der Lage, jährlich mehrere Millionen Euro Verlust mit Steuergeldern zu kompensieren. Die Situation ist dabei nicht mit der der Regiomed Kliniken in Südthüringen vergleichbar, deren Verlust im Verhältnis zu den Umsätzen „nur“ ca. 5 Prozent entspricht – was bereits eine große Herausforderung darstellt.
Es ist mir unbegreiflich, warum die Klinikleitung die dramatische wirtschaftliche Lage so lange nicht offen kommuniziert hat. Um die nun eingetretene Situation noch abwenden zu können, hätte man spätestens Ende 2023 aktiv und mit offenen Karten auf Landkreis und Landesregierung zugehen müssen, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.
Stattdessen wurde erst im Frühjahr 2024 konkrete finanzielle Schwierigkeiten signalisiert. Eine kurzfristig durch die Landesregierung bereitgestellte Finanzhilfe von 2 Millionen Euro sollte nach Aussage der Geschäftsführung bis zum Jahresende ausreichen, um die finanzielle Situation bis zum Einstieg eines Investors zu überbrücken. Tatsächlich sind die Gelder längst aufgebraucht und der erhoffte Einstieg eines finanzstarken Partners kam aufgrund der eklatanten wirtschaftlichen Schieflage nicht zustande.
Seit mir die Sternbach-Kliniken die tatsächlichen, verheerenden Zahlen am vergangenen Dienstag (6. August 2024) vorlegten, arbeitete der Landkreis gemeinsam mit der Thüringer Gesundheitsministerium intensiv daran, um wenigstens ein geordnetes und sukzessives Herunterfahren der medizinischen Versorgungskapazitäten zu ermöglichen.
Leider ist es in einer Zeitspanne von gerade einmal einer Woche unmöglich, eine Lösung für eine derartige Situation zu finden. Nun ist es unsere Aufgabe, in Abstimmung mit dem Rettungsdienstzweckverband Ostthüringen dafür zu sorgen, dass die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger des Saale-Orla-Kreises bestmöglich gewährleistet bleibt.
Ich wünschte, ich könnte die Zuversicht ausstrahlen, dass eine Fortführung des Krankenhausbetriebs noch irgendwie möglich sei, aber wir befinden uns nicht in der Situation, in der man falsche Hoffnungen wecken sollte.
Was mir bleibt, ist es, der Belegschaft der Sternbach-Klinik meinen großen Dank auszusprechen, die den Krankenhausbetrieb in schwierigen Zeiten aufrechterhielt und sich tagtäglich für das Patientenwohl einsetzte. Meine herzliche Bitte an die Beschäftigten auf der heutigen Personalversammlung war es, den Betrieb und das geordnete Verlegen der Patienten in den nächsten zwei Wochen zu gewährleisten.
Christian Herrgott
Landrat des Saale-Orla-Kreises