Umfassende und zeitnahe Nachverfolgung aufgrund der hohen Fallzahlen nicht mehr möglich/ Erhöhter Fokus auf Pflegebereich / Mehr Eigenverantwortung für Kontaktpersonen
Schleiz. Bei der Bewältigung der Corona-Pandemie ist der Saale-Orla-Kreis seit dieser Woche gezwungen, neue Wege zu gehen. Durch den extremen Anstieg der Fallzahlen in den vergangenen Wochen ist eine umfassende und zeitnahe Bearbeitung aller gemeldeten Fälle und der zugehörigen Kontaktpersonen trotz erheblicher Personalaufstockungen im Gesundheitsamt nicht mehr möglich. Aus diesem Grund wird im Saale-Orla-Kreis nun bestimmten Situationen je nach Infektionsrisiko eine höhere oder niedrigere Priorität zugemessen. Diese Möglichkeit räumt das Robert-Koch-Institut den Gesundheitsämtern explizit ein und sie wird auch schon vielerorts praktiziert.
„Wir haben in fast allen Bereichen des Landratsamtes Personal abgezogen und sind dabei nicht selten über die Schmerzgrenze hinausgegangen. Außerdem unterstützt uns seit dieser Woche wieder die Bundeswehr mit drei Soldaten, wofür wir sehr denkbar sind. Und trotzdem müssen wir festhalten: Es gelingt uns nicht alle eingehenden Fälle in der Schnelligkeit und Gründlichkeit abzuarbeiten, wie es nötig wäre. Die Fallzahlen sind inzwischen einfach zu hoch“, erklärt Landrat Thomas Fügmann.
Allein zu Mittwoch und Donnerstag dieser Woche wurden mit 122 bzw. 139 die meisten Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie gemeldet (einen höheren Tageszuwachs gab es mit 160 lediglich am 1. Mai 2021, der jedoch nur aufgrund zahlreicher Nachmeldungen zustande kam). Aufgrund einer verspäteten Meldung wurden beim Robert-Koch-Institut zum heutigen Freitag keine Neuinfektionen gemeldet und trotzdem liegt die Sieben-Tage-Inzidenz über der Marke von 500 (501,1). Ohne diesen Verzug würde die Inzidenz für den Saale-Orla-Kreis sogar deutlich über 600 liegen.
Innerhalb des Saale-Orla-Kreises stechen Gefell (1539,1), Tanna (1522,1), Schleiz (1180,2) und die VG Seenplatte (1202,4) mit lokal heruntergebrochenen Inzidenzen von deutlich über 1000 hervor. Übersetzt heißt das: In diesen Gebieten hat sich innerhalb von nur einer Woche mehr als ein Prozent der Gesamtbevölkerung nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert – über die Dunkelziffer kann nur spekuliert werden. Hinzu kommen etliche Kontaktpersonen.
„Bei solchen Größenordnungen ist eine umfassende und zeitnahe Kontaktpersonennachverfolgung schlicht unmöglich. So viel Personal können wir gar nicht abstellen. Daher müssen wir die eingehenden Fälle zwangsläufig priorisieren“, erklärt Amtsarzt Dr. Torsten Bossert und bekräftigt: „Unser Hauptaugenmerk liegt auf den Risikogruppen. Bei ihnen besteht die größte Gefahr für einen schweren Krankheitsverlauf und daher benötigen sie den bestmöglichen Schutz.“
Entsprechend wird bei der Nachverfolgung der Corona-Fälle ein besonderer Fokus auf die Fälle gelegt, die in Zusammenhang mit Altenheimen, ambulanten Pflegediensten und vergleichbaren Einrichtungen und Angeboten stehen.
Umgekehrt wird Einzelfällen ohne bekannte Zusammenhänge zu größeren Infektions-Clustern mehr Eigenverantwortung abverlangt. „Personen, die nachweislich infiziert sind, werden nach wie vor von uns angerufen und über die Situation aufgeklärt. Auch die Haushaltsmitglieder werden wir in aller Regel abfragen und für sie wenn nötig Quarantäne anordnen. Was in den meisten Fällen aber nicht mehr möglich ist, ist dass wir sämtliche Kontaktpersonen im privaten oder beruflichen Umfeld erfassen und kontaktieren“, so Dr. Torsten Bossert.
„Hier ist Eigenverantwortung gefragt. Infizierte Personen informieren selbständig Personen, mit denen sie in den zurückliegenden Tagen Kontakt hatten. Die sollten sich so gut es geht einschränken und ihre sozialen Kontakte auch ohne amtliche Quarantäne-Anordnung auf ein Minimum reduzieren. Treten bei denen Krankheitssymptome auf, ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner“, erklärt der Leiter des Gesundheitsamtes im Saale-Orla-Kreis die neue Praxis.
Optional können sich Kontaktpersonen selbstständig beim Gesundheitsamt melden, indem sie das ausgefüllte Formular „Erklärung Kontaktperson“ einreichen. Zu finden ist das Formular auf www.saale-orla-kreis.de im Bereich Aktuelles / Corona / Quarantäne, Kontaktpersonen & Entschädigung.
Pressesprecher
Alexander Hebenstreit
Landratsamt Saale-Orla-Kreis
Büro des Landrates
Oschitzer Straße 4
07907 Schleiz
269_2021_11_12 SOK setzt Prioritäten in der Kontak tpersonen-Nachverfolgung