Am 04.11.2021 kam die Entscheidung in Warnstufe 3 für die Kindergärten im Saale Orla Kreis zu gehen.
Da der Unmut der Eltern wieder groß ist, über die von Heute auf Morgen – einen Tag vor dem Wochenende – getroffene Entscheidung von Warnstufe 2 auf Warnstufe 3 zu gehen, und somit auch auf verkürzte Betreuungszeiten in den Kindergärten zu wechseln, möchte ich mich als Elternsprecher der Stadt Pößneck der 8 Kindergärten zu Wort melden.
Schön ist so eine Entscheidung nicht, weil Arbeitnehmer und Arbeitgeber so schnell keine Lösung finden können, Arbeit und die fehlende Betreuungszeit der Kinder unter einen Hut zu bekommen. Auch die Kindergärten können so schnell nicht handeln und die Maßnahmen umsetzen.
Ja es besteht laut dem Thüringer Kindergartengesetz §2 Anspruch auf Kindertagesbetreuung Absatz 1 eine tägliche Betreuungszeit von 10 Stunden.
Der nach §16 des Kiga-Gesetzes beschriebene Personalschlüssel geht in Absatz 3 von einer durchschnittlichen Betreuungszeit von 9 Stunden aus.
Würden alle Eltern ihre Kinder für 10 Stunden in den Kiga bringen, passt der im Kiga-Gesetz angegebene Personalschlüssel bereits nicht, weil dann bereits 1 Stunde pro Erzieher pro Tag fehlt.
(als Bsp. bei 8 Erzieher pro Tag 8 Stunden pro Woche schon 40 Stunden im Monat 160 Stunden und im Jahr 1920 Stunden in einem Kindergarten)
Wenn man berücksichtigt, dass viele Kindergärten Teilzeitkräfte haben, sowie Urlaub und Krankheit einkalkulieren müssen, dazu kommt noch der allgemeine Fachkräftemangel, kann die Forderung der festen Gruppen in Warnstufe 3 mit festen Erziehern eine Betreuung nie vollständig gewährleisten.
Hier sollte man aber nicht die Kindergartenleitungen dafür verantwortlich machen. Sie sind die Letzten in der Kette und müssen diese Vorgaben umsetzen – ob machbar oder nicht.
Die Forderungen der Politik auf der einen Seite und die fehlende Möglichkeit der Umsetzung auf Seite der Kindergärten, kann so nicht funktionieren.
Hier ist unsere Politik gefragt, die solche Mängel schon längst mal auf Ihre Agenda schreiben hätten müssen. Aber wie so oft in der Politik haben unsere Kinder leider nicht so in einem hohen Stellenwert – siehe auch die vielen Freizeitsportgemeinschaften, die hier einfach nicht relevant sind.
Die Kreiselternsprecherin vom Saale-Orla-Kreis, Anja Kuschick-Büttner, gab dazu eine Rückmeldung über die Lage im Kreis:
„Zur Zeit ist ja wieder viel los auf Kitaebene, da wir uns ja nun in Warnstufe 3 befinden.
Ich gehe davon aus, dass auch Sie diese Informationen sehr kurzfristig bekommen haben.
Ich fahre am Samstag nach Erfurt zum Landeskitaelternsprecher Treffen. An diesem wird auch Minister Holter teilnehmen. Gern kann ich noch Fragen aus der Elternschaft mitnehmen. Bitte schreiben Sie mir dazu eine Mail. Ich werde Sie natürlich über das Treffen informieren.
Ich bin für Fragen, Sorgen und Nöte immer ansprechbar. Aber ich muss natürlich von Ihrer Situation wissen, sonst kann ich nicht reagieren.
Noch eine Bitte: Die Situation ist für uns alle nicht einfach und gerade wir als Eltern und die Kinder müssen wieder Einschränkungen hinnehmen. Das ist nicht in Ordnung und ich werde mir dafür im Land Gehör verschaffen. Ihre Kitaleitungen und auch das Team Frühpädagogik können aber nichts für die Vorgaben vom Land. Sie sind ausführende. Bitte versuchen Sie als Elternbeirat eine guten Weg und einen guten Umgang mit ihrer Kitaleitung zu finden. Das wäre ein Wunsch von mir. „
Mein Resümee:
Als Stadtelternsprecher der Kindergärten der Stadt Pößneck halte ich es für untragbar, dass die größte Last erneut auf den Schultern der Kinder und Eltern liegt. Ich fordere die Politik dazu auf, für die Kindergärten eine Variante – vielleicht mit mehr Entscheidungsspielraum – zu finden, um Fürsorge und Schutz der Kinder auch während der COVID-19 Pandemie gewährleisten zu können, ohne dass zusätzliche Belastungen für Kinder, Eltern und Einrichtungen entstehen.
Bernd Roy
Kiga-Stadtelternsprecher der Stadt Pößneck
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Thüringer Kindergartengesetz – ThürKigaG